Märchen von 1845 an der Freiherr-vom-Stein Schule neu verfilmt


“Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern”, nach Hans-Christian Andersen

Auf Englisch übrigens: the little match girl

Im Rahmen ihrer Prüfungsvorbereitung im Fach Deutsch beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der 10c an der Freiherr-vom-Stein Schule u.a. auch mit Märchentexten. “Märchen”, so Klassenlehrer Lüpke, “waren im Jahr 2017 zentrales Prüfungsthema. Da liegt es nahe, dass wir uns vorbereitend auch jetzt mit diesem Thema beschäftigen”.

Die Schüler wollten aber mehr und so ist die Idee entstanden, das Märchen filmisch umzusetzen. Lesetexte einstudieren, einen Drehplan erstellen, sich mit Kameratechnik und Software auseinandersetzen sowie die wichtige Aufgabenverteilung waren einige der Dinge, die es zu erledigen galt. Jeder Schüler, jede Schülerin hatte eine Aufgabe, die für das Gelingen des Gesamtprojektes relevant war. Ganz gleich, ob Kameraman, Fotograf, Regisseur, Statist, Schauspieler, Requisiteur oder Verantwortlicher für das Catering – niemand war ohne Aufgabe. An einem Nachmittag ging es dann für die Gruppe los: Ziel war der Gifhorner Weihnachtsmarkt. Dort erwartete die Klasse eine wunderbar ins Bild passende weihnachtliche Kulisse.

Zur Geschichte ist zu sagen, dass es in dem Märchen von Hans-Christian Andersen aus dem Jahr 1845 um ein kleines Mädchen geht, die an einem kalten Wintertag frierend versucht, Schwefelhölzer auf der Straße zu verkaufen. Die Menschen um sie herum sind allerdings zu sehr mit sich beschäftigt. Nach einiger Zeit kauert sich das Mädchen erschöpft und halb erfroren an die Ecke eines Hauses, entzündet mehrere Male einige Zündhölzer und hat dabei verschiedene Visionen. Am Ende der Geschichte stirbt bzw. erfriert das Mädchen in dieser Hausecke.

Kübra Güdüc (17), die von der Klasse aufgrund ihrer großen Kulleraugen für die Hauptrolle ausgewählt wurde spielte das “kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern” und wurde von ihren Mitschülerinnen Fatime Shala und Dilara Özdemir optisch bestens auf die Rolle vorbereitet. Pflichtbewusst bewegte sie sich ihrer Regieanweisung entsprechend auf dem Weihnachtsmarkt hin und her, um ihre Ware anzubieten. Dabei gab es immer wieder zu erarbeitende Filmszenen mit Mitschülern und Mitschülerinnen, die auch im Märchen wiederzufinden sind. Da sich die Kamerateams nicht auffällig neben Kübra bewegten, nahmen viele Besucher des Weihnachtsmarktes die Darstellerin bzw. das Filmsetting nicht wahr und zeigten dem Mädchen auch im Jahr 2018 die kalte Seite der Gesellschaft. Marlon Kaiser (17) bemerkt dazu: “Wir hatten ja viele Szenen mit rücksichtslosem Verhalten eingeprobt, aber dass wir so viele Menschen erleben mussten, die sich genau so verhalten haben, überraschte uns sehr”. Die Jugendlichen wurden beschimpft, weggeschoben, weggedrängt oder einfach “überrannt”. Nach einer Szene musste die Hauptdarstellerin sogar getröstet werden: Mit Tränen in den Augen schilderte sie der Gruppe, was passiert war. Eine ältere Dame mit Enkelkind im Kinderwagen schob sie mit den Worten “Geh weg, Du Eklige” beiseite. Das war dann wohl an diesem Tag zu viel des Guten.
Im Gespräch schilderte Kübra, dass sie in diesen Momenten deutlich spüren konnte, wie sich Menschen fühlen, die arm sind: ausgegrenzt und allein.
Es gab aber auch freundliche Momente auf unserem Gifhorner Weihnachtsmarkt. Ein Mann half dem “kleinen Mädchen” beim Einsammeln ihrer Utensilien, nachdem sie einstudiert stolperte. Ein Szene-Cafebesitzer am Rathaus lud die Schülergruppe zum Dreh im Cafe und auf eine Pizza ein. Am Ende des Tages hatte die Klasse dann alle Szenen im Kasten und die Hauptdarstellerin konnte überrascht sogar ein Schwefelholz an einen jungen Mann übergeben. Jad Hassoun (17) fasste seinen Eindruck wie folgt zusammen: “Das war kein Filmprojekt, sondern ein Sozialexperiment” – wohl wahr.

Pressebericht der Gifhorner Rundschau vom 08.12.2018

Pressebericht der Allerzeitung vom 08.12.2018

Technik & Beratung bei schulischen Filmprojekten gibt es im www.kreismedienzentrum-gifhorn.de

 

Der Film kann anderen Schulen gern als DVD oder mp4-Datei zur Verfügung gestellt werden.